Stadtpfarrer Wolfgang Häupl feierte seinen 70. in großer Runde

Er strahlt: Wolfgang Häupl begrüßt und sagt Dank. 
Er strahlt: Wolfgang Häupl begrüßt und sagt Dank. 

 

Waldmünchen. Am Ende ist es zwar „zuviel der Ehre“, gerührt ist Stadtpfarrer Wolfgang Häupl aber doch. Vielleicht auch, weil er, der es „mit Geburtstagsfeiern eigentlich nicht so hat“ und noch weniger gerne im Mittelpunkt steht, sich und seiner Pfarrei zum 70. einen erfüllenden Abend beschert hat. Mit Lob, Gratulationen, guten Wünschen und bereichernden Begegnungen.

 

Es ist viel und große Wertschätzung, die der katholische Priester „einstecken“ muss. Das wohl schönste Kompliment macht Pater Anish dem frischgebackenen 70-Jährigen. „Ich hätte es nicht besser treffen können“, kommentiert er seine Versetzung nach Waldmünchen, wo er in Wolfgang Häupl einen Freund und Mentor gefunden habe. Dem „liebevollen Hundevater“ sei es sogar gelungen, ihm seine große Angst vor Vierbeinern zu nehmen. Doch nicht nur persönlich sei er sehr dankbar. „Waldmünchen ist gesegnet, Sie als Stadtpfarrer zu haben.“

 

70 – für Pfarrer bedeutet dies, in Ruhestand gehen zu dürfen. Wolfgang Häupl lächelt. „Ich fühl‘ mich gut beinander.“ Einige seiner Mitbrüder aus dem Kolleg haben ihren Dienst schon beendet, „dabei sind die alle jünger“. Wenn es bei Treffen um Krankheiten geht, kann der Waldmünchner nicht mitreden. „Eine Tablette, was ist das?“

 

Späte Berufung

Der gebürtige Tirschenreuther ist ein Spätberufener, hatte Schreiner gelernt und 1972 von einem Tag auf den anderen beschlossen, Priester werden zu wollen. Am gleichen Tag wandte er sich an seinen Heimatpfarrer, der in den darauffolgenden Jahren einer seiner wichtigsten Stützen und Wegbegleiter werden sollte.

 

Wie sehr der 70-Jährige in seiner Berufung aufgeht, hatten zuvor die Gottesdienstbesucher gespürt. Pfarrer Häupl hatte den Festtag des heiligen Matthias einen Tag vorgezogen. Aus gutem Grund: Matthias als der nachberufene Apostel, er als spätberufener Priester. Deshalb die roten Messgewänder (für Apostel- und Märtyrerfeste vorgesehen), deshalb die Strophen vier und neun von „Großer Gott, wir loben dich“. Häupl will mit den über 100 Gottesdienstbesuchern eine Erkenntnis teilen: Gott ist nah, er begleitet uns, zeigt uns den Weg, lässt uns nicht allein.

„Ich spüre, dass der Herrgott mit mir ist“, sagt der Geistliche und hat keine Mühe, das zu untermalen. Es vergehe kein Tag, an dem ihn nicht ein Satz aus dem Brevier anspreche, ganz aktuell: „Gott ist mein Helfer, auf ihn allein will ich vertrauen.“

 

Alle sind sie gekommen, gemäß der offenen Einladung „an alle, die mögen“. Aus Ast und Waldmünchen, den kirchlichen Gremien und Vereinen, den Chören, Wegbegleiter, „normale“ Pfarrangehörige – zusammen weit über 100.

Und doch fehlt einer: Beagle Berry, der mittlerweile dritte Hund im Haushalt von Wolfgang Häupl und seiner guten Seele Christine Urban. „Ohne ihn geht was ab“, lächelt der Priester. Immerhin aber war ein Foto von Berry Teil der Dekoration im Gaubaldhaus, mit der sich Christa Stautner selbst übertroffen hat.

 

Eine Geburtstagsfeier in der Fastenzeit – Wolfgang Häupl hat lange überlegt. Letztlich aber überwog der Wunsch, den vielen Menschen, die ihn begleitet und auch immer wieder eingeladen haben, etwas zurückzugeben, Danke zu sagen.

 

Weltliche Gratulanten  

Landrat Franz Löffler kennt und schätzt den Jubilar schon seit dessen Waldmünchner Kaplanzeit. Er ist überzeugt, dass letztlich die Menschen vom guten Miteinander („die Gesellschaft funktioniert so besser“) sowie der Solidarität („Kirche und Staat sind aufeinander angewiesen“) profitieren. Berührungspunkte gibt es reichlich: Religionsunterricht, Kindergärten, Unterstützung von Familien, Einweihungen...

 

Auch Waldmünchens Bürgermeister Markus Ackermann hat „alte“ Erinnerungen. Er als Junglehrer, Häupl als Kaplan, beide gemeinsam auf Klassenfahrt. Später vereint und fest verankert in der Verbindung Kirche-Kommune. Mit dem Stadtpfarrer als Fels in der Brandung, mit zahlreichen zwischenmenschlichen Stärken.

 

Das Geschenk der Ministranten zaubert nicht nur dem Häupl ein Lächeln ins Gesicht, sondern begeistert auch die Gäste: Nudeln in Werkzeugform (in Anlehnung an den Schreiner), Wandersocken (Häupls Leidenschaft), ein Leuchtband für Berry (ganz, ganz wichtig) plus Proviant: Schokolade, Wein, Schnaps.

 

Günter Gastitz gratuliert für die Schützenkompanie, die in Häupl als eine der wenigen in Bayern einen Feldkuraten (einen „Militärseelsorger“) hat.

 

Walter Urban und Thomas Bauer danken für Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung für den (seelsorgerischen) Einsatz. Großen Zeitaufwand müsse der Jubilar zudem als Hausherr der Waldmünchner und der Filialkirchen sowie des Pfarrhofs mit Gaubaldhaus aufbringen. Hinzu komme die Verantwortung für den Kindergarten. „Möge Gott Ihnen weiterhin Kraft und Ausdauer geben“, wünschte Kirchenpfleger Urban.

 

Mit ihrem Geschenk, einem Gutschein (mitbeteiligt haben sich KAB, Frauenbund, MMC, KLJB, Kolping) für Verwöhntage im Haus St. Josef in Bad Wörishofen, dürften Urban und Bauer den Geschmack des Geistlichen getroffen haben, fährt er doch seit seinem 60. Geburtstag (und dem damaligen Waldmünchner Geschenk) regelmäßig in den Kneipp-Ort.

 

Für die meisten Lacher sorgt Alois Eiber, der für den Pfarrgemeinderat Ast gratuliert und sich bedankt, dass Häupl, seit 2014 formell ihr Pfarrer, ihnen Spielräume gibt und Fragen im Miteinander geklärt werden. Eiber rät dem Geistlichen, sich von Ruhenstandspfarrer Raimund Arnold (93) dessen Rezept geben zu lassen und erst mit 85 in den Ruhestand zu gehen.

 

„Er hat kurz gezuckt“, verrät später einer seiner Tischnachbarn. Ein schneller Abschied droht nicht, verspricht der Stadtpfarrer. Wie auch, wenn Thomas Bauer doch mit Nachdruck vielen aus der Seele spricht: Nix da, wir brauchen Sie noch eine Weile. Was für ein Geschenk zum 70.

Text: Petra Schoplocher

Fotos: Arnold Lindner