Ein Weg der Hoffnung

Mit der Hilfe ihres Manns Wolfgang hat Lissa Laubmeier auf einem Teil des Meditationswegs wieder einen Kreuzweg angelegt.
Mit der Hilfe ihres Manns Wolfgang hat Lissa Laubmeier auf einem Teil des Meditationswegs wieder einen Kreuzweg angelegt.

„Wir leben in schwierigen Zeiten.“ Sagt Lissa Laubmeier. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine ... „Das ist das Kreuz unserer Tage“, das viele Menschen in die Knie zwingt. Psychisch wie physisch. Für sie ist das Leben zum Kreuzweg geworden.

Gerade deshalb brauche es Kraftquellen, die Hoffnung schenken. Und eine solche gibt es in Ast. Dafür hat Laubmeier an neun Stationen auf einem Teil des Meditationswegs einen Kreuzweg angelegt.

 

An der ersten Station am Pfarrer-Arnold-Platz liegen Steine, die symbolisch auf dem Weg mitgetragen werden können.
An der ersten Station am Pfarrer-Arnold-Platz liegen Steine, die symbolisch auf dem Weg mitgetragen werden können.

Wie Jesus einst unter der Last des Kreuzes zusammengebrochen sei, so würden heute Pandemie und Krieg die Menschen belasten. Verschont würden kein Alter, kein sozialer Stand, ob man nun an Gott glaube oder nicht. Die Ereignisse in der Welt ließen viele Menschen zurück in der Erfahrung von Hilflosigkeit und Ohnmacht.

 

Gott aber höre das Stöhnen der Menschen, er gebe Mut und Zuversicht, ist Laubmeier überzeugt. Der Kreuzweg wolle die Möglichkeit geben, den Leidensweg Jesu nachzugehen. Ein jeder für sich, jedoch im Gebet miteinander verbunden. Laubmeier wünscht sich, dass die Besucher den Weg möglichst allein oder zu zweit gehen und an jeder Station einen Moment innehalten, um in Jesu Kreuzweg den Weg vieler Menschen zu erkennen.

 

Die Betrachtung des Kreuzwegs könne eine Einladung sein, sagt Laubmeier: sich die eigene Situation mit dem, was schmerzhaft und schwer ist, bewusst zu machen und dies – mit Recht – zu betrauern. „Das tut manchmal gut.“ Und dabei das zu erfahren, was Astrid Lindgren einmal so ausgedrückt habe: „Aber sie hatten es gemeinsam schwer und das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht.“ 

 

Jesus begegnet seiner Mutter.
Jesus begegnet seiner Mutter.

Durch die Betrachtung des Kreuzwegs könnten Menschen erleben: „Einer ist mit mir unterwegs, der kennt das alles. Er hat es auch mitgemacht. Er ist an meiner Seite. Dann bleibt es schwer, aber ich bin nicht allein.“ Der besondere Kreuzweg stammt von Dorothe Polaczek aus dem Erzbistum Köln und besteht in seiner Ursprungsversion aus sieben Stationen. Laubmeier hat ihn um zwei Stationen erweitert: Jesus begegnet den weinenden Frauen, weil sie das Gefühl habe, dass sich viele Menschen gerade in einer „Trauerschleife“ befinden. Und: Jesus ist auferstanden, „weil gerade jetzt Hoffnung wichtig ist“.

  

Der Kreuzweg beginnt am Pfarrer-Arnold-Platz in Ast und führt hinauf zur Frauenbrünnl-Kapelle. Die einzelnen Stationen verbinden ausgewählte Szenen aus Jesu Leidensweg mit der momentanen Situation. „Möge er in diesem Sinne eine Ermutigung sein“, wünscht sich Laubmeier.

Die Kreuze hat Franz Braun gemacht.
Die Kreuze hat Franz Braun gemacht.

Die Holzkreuze, die die einzelnen Stationen kennzeichnen, hat Franz Braun aus Hirschhöf bereits im vergangenen Jahr gemacht. Lissa Laubmeier hat sie zusammen mit ihrem Mann aufgebaut und mit verschiedenen Utensilien geschmückt: die erste Station – Jesus nimmt sein Kreuz auf sich – mit einer Dornenkrone und einem Strick. An der dritten Station – Jesus begegnet seiner Mutter – brachte sie ein rotes Herz an, als Zeichen der Liebe. Ein Stück Leinen visualisiert die fünfte Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch. Und an der achten Station, Jesus begegnet den weinenden Frauen, hängen Taschentücher an einem Baum.

 

Sechste Station
Sechste Station

Für die letzte Station – Jesus ist auferstanden von den Toten – will Laubmeier bei der Frauenbrünnl-Kapelle eine kleine Grotte aufbauen, sie soll die Grabeshöhle symbolisieren, den Sieg des Lichts über das Dunkel. An jeder Station befinden sich neben den Kreuzen auch Textvorlagen. Sie seien bewusst kurz gehalten und laden dazu ein, das eigene Leben zu betrachten und zu hinterfragen, einen Moment innezuhalten, um daraus neue Kraft zu schöpfen.

 

Letztendlich gehe es darum, in Jesu Kreuzweg den Weg vieler Menschen zu erkennen, sagt Laubmeier: „Die Welt trägt das Kreuz dieser Zeit – und Jesus trägt es mit uns.“ Als Symbol für diesen Ballast, den ein jeder mit sich trägt, liegen an der ersten Station unterschiedlich große Steine bereit. Diese können auf den Weg mitgenommen werden und bei der vorletzten Stationen wieder abgelegt werden. „Um zu zeigen, dass aus allen Kreuzwegen unseres Lebens Wege der Hoffnung werden können ...“ 

Text und Fotos: Bucher