"Große Visitation" in der Pfarreiengemeinschaft

Regionaldekan Holger Kruschina feierte den Gottesdienst mit Ruhestandspfarrer Raimund Arnold, Pater Anish Jacob und Stadtpfarrer Wolfgang Häupl.
Regionaldekan Holger Kruschina feierte den Gottesdienst mit Ruhestandspfarrer Raimund Arnold, Pater Anish Jacob und Stadtpfarrer Wolfgang Häupl.

Zur „Großen Visitation“, die in der Regel alle zehn Jahre stattfindet, war der Rodinger Stadtpfarrer und Regionaldekan Holger Kruschina am Donnerstag in die Pfarreiengemeinschaft Waldmünchen-Ast gekommen. Im Mittelpunkt steht dabei ein Seelsorgebericht, der an den Bischof weitergeleitet wird und diesen über die Entwicklung der Seelsorgestellen informieren soll.

Ziel sei, so Pfarrer Kruschina, die Pfarrgeistlichen und Mitarbeiter in der Seelsorge zu veranlassen, die seelsorgliche Lage in der Pfarreiengemeinschaft zu überdenken und pastorale Anregungen zu geben. Dabei helfe es, wenn ein Blick von einem Außenstehenden auf die seelsorgliche Arbeit geworfen werde. Auch die Pfarrgemeinderatssprecher und Kirchenpfleger hatten im Vorfeld eine Stellungnahme abzugeben. 

 

Nach der Besprechung mit Stadtpfarrer Wolfgang Häupl am Nachmittag feierte der Regionaldekan gemeinsam mit Pfarrer i. R. Raimund Arnold, Pfarrvikar Pater Anish Jacob und Gläubigen der gesamten Pfarreiengemeinschaft eine Abendmesse, die eine Kantorengruppe des Kirchenchors St. Stephan musikalisch umrahmte. Den Lektorendienst übernahm Pfarrgemeinderat Thomas Bauer, das Evangelium trug Pater Anish Jacob vor; es handelte vom „Vertrauen beim Beten“. In seiner frei gehaltenen Predigt nahm der Regionaldekan diese Stelle besonders in den Blick. Der Satz „Bittet, dann wird euch gegeben!“ werfe ein Schlaglicht auf das Selbstverständnis Jesu, großzügig zu sein wie sein Vater und die Menschen zu ermutigen, sich mit ihren Anliegen vertrauensvoll an Gott zu wenden. Jesus fordere auch uns heute auf, unsere Anliegen vor den Vater zu bringen. Dabei gelte es, nicht nur an sich selbst zu denken, sondern über das eigene Ich hinauszuschauen und für andere, zum Beispiel die Armen, die (Corona-)Kranken und Toten zu beten. Das sei das Wesen des Fürbittgebetes, die Gemeinschaft mit ins persönliche Gebet hineinzunehmen, den Horizont zu weiten und „Teil eines großen Weges“ zu sein.

 

Kein Gebet sei umsonst, auch wenn man nicht immer eine Gebetserhörung erkenne. Nötig sei ein langer Atem, „ein langer Weg des Vertrauens“ auf Gottes Hilfe. „Schätzen Sie die Gemeinschaft des Gebetes! Freuen Sie sich, sich hier versammeln zu dürfen, was in diesem Corona-Jahr nicht immer erlaubt war! Nehmen Sie die innere Freude mit ins Leben hinein. Dorthin, nach außen soll sie ausstrahlen!“, so der Regionaldekan, der in seiner Lockerheit und fröhlichen Art auch selbst diese im positiven Sinne „ansteckende“ innere Freude auf die Gottesdienstbesucher ausstrahlte.

 

Pfarrer Holger Kruschina gab nach dem Gottesdienst seine Stellungnahme zum Seelsorgebericht.
Pfarrer Holger Kruschina gab nach dem Gottesdienst seine Stellungnahme zum Seelsorgebericht.

Nach der Eucharistiefeier nahm Pfarrer Kruschina Stellung zu den Inhalten der „Großen Visitation“. Die durch den Priestermangel nötig gewordene Bildung der Pfarreiengemeinschaft sei eine Rückkehr zu einem Zustand, den es früher schon einmal gegeben hatte, bevor Ast selbstständige Pfarrei wurde. Die Geschichte zeige, dass vielfach das Pendel wieder zurückschlage: Nach dem Zweiten Weltkrieg habe es einen enormen Zuwachs an Gläubigen und auch Priestern gegeben, bedingt vor allem durch die Vertreibungen aus den Ostgebieten. Die früheren „Groß-Pfarreien“ wurden aufgeteilt in viele kleine, damit jeder Priester eine eigene Pfarrei bekam. Nun, in Zeiten des Priestermangels, der Kirchenaustritte, Missbrauchsdebatten und des „Wegsterbens der treuesten Kirchgänger, der Alten“, gehe es wieder rückwärts, wie so oft in der Kirchengeschichte. Trotzdem dürfe man sich nicht einfach damit abfinden, sondern ein Ziel der „Großen Visitation“ sei, Anregungen zu geben, um der Kirchenflucht entgegenzuwirken, zum Beispiel sich um Neuzugezogene zu bemühen oder über digitale Wege, etwa über die Pfarrei-Homepages den Menschen und vor allem den in der digitalen Welt beheimateten jungen Familien Zugänge zum pfarrlichen Leben zu eröffnen.

 

Dabei müsse man sich wohl von der Illusion verabschieden, die Zahl der Gottesdienstbesucher großartig steigern zu können. Vielmehr gehe es darum, beispielsweise in der Jugendarbeit Kinder und Jugendliche auf ihrem Lebensweg ein Stück weit zu begleiten und dadurch als Kirche präsent zu sein. Der Regionaldekan gab auch liturgische Tipps, wie die musikalische Unterlegung von Psalmversen vor dem Evangelium. Ob alle Anregungen umgesetzt würden, liege aber immer in der Verantwortung der Ortsgeistlichen. Es gebe hier kein „Diktat von oben“.

 

Nachdem es in der offenen Diskussionsrunde keine Wortmeldungen gegeben hatte, verabschiedete sich Pfarrer Kruschina mit dem Angebot, dass sich jeder telefonisch oder schriftlich, zum Beispiel per E-Mail, an ihn wenden könne.

Text und Fotos: Kowalski