Der Heimatverbundene

Martin Kowalski: Pastoralreferent, Religionslehrer, Co-Regisseur, Chorleiter... und vor allem Familienmensch.
Martin Kowalski: Pastoralreferent, Religionslehrer, Co-Regisseur, Chorleiter... und vor allem Familienmensch.

Interview

Pastoralreferent Martin Kowalski vermisst den Kontakt zu Menschen und verrät, was er Samstagnachmittag am liebsten tut.

 

Herr Kowalski, für jemanden, der beruflich von persönlichen Begegnungen lebt, ist die Pandemie sicher herausfordernd. Schön, dass Sie uns ein wenig an Ihrem Seelenleben teilhaben lassen.

Wenn ich nicht Pastoralreferent geworden wäre, wäre ich...

Martin Kowalski: Lokführer, also ganz was anderes. Lokomotiven, Züge, Bahnhofsgeschehen faszinieren mich schon seit Kindheitstagen. Weil meine Eltern kein Auto besaßen, verreisten wir wenn überhaupt mit dem Zug. Das bot mir die Möglichkeit, aus der kleinen Waldmünchener in die “große Welt” hinauszukommen.

 

Bier, Wein oder...

Mon Cherie-Pralinen, aber wenn, dann nur abends nach getaner Arbeit und auch nicht jeden Tag.

 

Diese Bibelstelle ist mir wichtig:

“Gott ist treu. Er wird nicht zulassen, dass ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch in der Versuchung einen Ausweg schaffen, so dass ihr sie bestehen könnt” (1 Kor 10,13). Diese Worte des Apostels Paulus lassen einen gelassener werden. Sie sagen mir, dass ich den Herrgott immer an meiner Seite habe, auch in schweren Zeiten. Er will mich nicht überfordern und mir nur das zumuten, was ich tragen kann.

 

Kopf, Herz oder...

Meine Frau sagt oft, dass ich “Kopf-gesteuert” bin. Bei mir gehen viele Dinge tatsächlich erst durch den “Vernunft-Filter”. Ich bin nicht gerade entscheidungsfreudig und wäge oft “ewig” ab. Aber ich kann sehr emotional sein - etwa bei anrührenden Filmszenen.

 

Andere Menschen für den Glauben zu begeistern, ist...

Eine wunderbare, aber auch fordernde Aufgabe - gerade im Religionsunterricht. Bei Kindern fällt es leichter, Glauben erlebbar zu machen, Jugendliche und Erwachsene stellen viel in Frage, auch den Glauben. Solche Gespräche erlebe ich als Geben und Nehmen. Fazit: Mit dem Glauben ist man nie fertig. “Erfolg” messen lässt sich aber nicht, das ist das Schwierige an meinem Beruf.

 

Entspannen kann ich...

auf dem Balkon unseres Hauses mit Blick über Waldmünchen und das Schwarzachtal.

 

An einem schönen Esstisch darf auf keinen Fall fehlen...

Erstens liebe Menschen, wie meine Familie; zweitens die Tageszeitung, wenn ich allein bin.

 

Ohne... bin ich nichts.

Meine Familie. Ich bin ein Familienmensch. Obwohl ich nahezu die gleiche Ausbildung habe wie ein Priester, war das nie ein Thema für mich.

 

Das Radio drehe ich laut auf bei...

“Heute im Stadion” am Samstagnachmittag, wenn Bundesligafußball läuft und sich die Stimmen der Reporter mit “Tooor!”-Meldungen überschlagen und beim “12-Uhr-Läuten” am Sonntag auf Bayern 1. Das ist Kirchengeschichte in Kurzform, informativ und meditativ.

 

Lachen kann ich über:

Don Camillo und Peppone-Filme. Grandiose Schauspieler, witzige und gestenreiche Dialoge, Bodenständigkeit und pures Leben gepaart mit einer wundervollen und tiefsinnigen religiösen Botschaft, vor allem, wenn Don Camillo und Jesus miteinander diskutieren. Einfach unübertroffen!

 

Zu Waldmünchen fällt mir ein:

Meine Heimat, “De keriche Stod”, wie sie unser Sohn Josef auf seiner selbst produzierten CD “Drunter und Drüber” besingt: Hier bin ich geboren und habe eine wunderschöne Kindheit erlebt. In der Pfarrjugend habe ich meine Jugendliebe kennengelernt und geheiratet. Hier arbeite und lebe ich gerne.

 

Nächstes Jahr um diese Zeit...

Bin ich vermutlich beschäftigt mit der Vorbereitung des Kinderbibeltages, falls so etwas wieder möglich ist.

 

Ein Gutes hatte die Pandemie:

Mehr Innerlichkeit und das Wahrnehmen von dem, was wesentlich ist. Ich vermisse das soziale Miteinander und das Singen mit unserem Chor “Cantamo”. Das werde ich nach der Pandemie wieder bewusster schätzen.

 

Meine schönste (Winter)Kindheitserinnerung ist...

Skifahren auf der “Pechhansenweberwiese” (oberhalb vom Friedhof) mit einer Menge Vorstadtkindern ohne elterliche Aufsicht, so lange, bis wir vor Dunkelheit nichts mehr gesehen haben; halbgefrorene Füße, die meine Mutter in der Küche mit einem heißen Fußbad im Putzeimer wieder aufgetaut hat.

 

Kirche ist (für mich)...

Geistige Heimat, Glaubens- und Lebensgrundlage, vor allem aber die Menschen, die Kirche lebendig machen.

 

Das Herausforderndste in diesem Corona-Jahr war...

Die soziale Distanz. Mein Beruf lebt von persönlichen Begegnungen, die kaum möglich waren. Gefordert hat mich besonders der Anspruch, viele Angebote aufrechtzuerhalten, aber ganz anders, zum Beispiel Kinderkirche oder Religionsunterricht in digitaler Form. Das hat viel Kraft und Zeit gekostet.

 

Mit wem würden Sie gerne ein Glas Wein / Wasser / Whiskey trinken?

Mit Papst Franziskus.

 

Das möchte ich unbedingt noch erleben/machen...

Eine Reise nach Polen, um die väterlichen Wurzeln zu erkunden. Mein verstorbener Vater stammte aus Oberschlesien und ich war noch nie dort.

 

Was ich schon immer los werden wollte:

Erstens: Auch wenn es in der Kirche viele Mängel gibt, ist sie enorm wichtig zur Glaubens- und Wertevermittlung, etwa, weg vom Egoismus hin zu mehr Gemeinsinn. Halten wir unsere Kirche am Leben! Jeder muss sich ehrlich fragen: Was kann ich beitragen mit meinen von Gott geschenkten Talenten? “Kirche - das sind wir!”

 

Zweitens - Halten wir unsere schöne Stadt lebens- und liebenswert! Jeder muss für sich die Frage beantworten: Welchen Beitrag kann ich leisten? Der ermordete frühere amerikanische Präsident John F. Kennedy hat einmal gesagt: “Fordere nicht ständig, dass der Staat etwas für dich tun soll, sondern überlege, was du für den Staat (die Gemeinschaft, die Stadt.) tun kannst! “Waldmünchen - das sind wir!”.

 

 

"Es gibt keinen schöneren Ort als Waldmünchen, an dem ich dauerhaft bleiben möchte."

Martin Kowalski, Pastroralreferent

 

 

Zur Person

 

Persönlich: Martin Kowalski ist 59 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Nach dem Theologie-Studium war er zwei Jahre an der Berufsschule Waldmünchen und drei Jahre im Studienseminar St. Augustin tätig, ehe er 1993 als Pastoralreferent in seine Heimstadt zurückkehrte. “Das Schönste an meinem Beruf ist, viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun zu haben und dadurch geistig (und geistlich) jung zu bleiben.”

 

Ehrenamt: Über seine Frau Marianne ist er zum Trenckfestspiel gekommen, 1983 verkörperte er erstmals den Toni. Über Leutnant Dolne oder als Ratsherren “diente” er sich bis zum Amtsbürgermeister Kayser hoch. Diese Rolle gab er im Vorjahr offiziell auf, um die Co-Regie zu übernehmen. Zudem leitet er den Chor Cantamo.

 

Freizeit: “Die notwendigen Arbeiten im Garten und Holzschuppen erledigen”, antwortet Martin Kowalski auf diese Frage. Er liest gerne und geht gerne mit seiner Frau spazieren. Auch im Corona-Jahr waren dies schöne Momente, wie auch das ein oder andere Fußballspiel der SG Waldmünchen-Geigant, bei der Sohn Lorenz kickt.

Text und Foto: Petra Schoplocher