Josef Eiber ist seit fast 60 Jahren Organist in der Pfarrei Ast

Der Platz an der Orgel ist für Josef Eiber ein besonderer. Er spielt das imposante Instrument in der Aster Pfarrkirche seit 57 Jahren.
Der Platz an der Orgel ist für Josef Eiber ein besonderer. Er spielt das imposante Instrument in der Aster Pfarrkirche seit 57 Jahren.

„Ich spiele zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“, sagt Josef Eiber (71). Dafür zieht der Aster im Wortsinn alle Register – seit sage und schreibe 57 Jahren ist er Organist in der Wallfahrtskirche „Zu unserer lieben Frau“.

„So lang kommt’s mir noch gar nicht vor“, sagt Eiber und schmunzelt. Wenngleich ihm beim Gedanken an das diesjährige Weihnachtsfest eigentlich nicht zum Lachen zumute ist. Zum ersten Mal wird er heuer an Heiligabend die 35 Stufen zur Empore in der Aster Pfarrkirche alleine hinaufsteigen, ohne Chormitglieder oder Instrumentalisten. „Das stimmt mich traurig“, sagt Eiber mit belegter Stimme. Aber die Anweisungen von Staat und Diözese ließen keine andere Wahl. „Das ist auch richtig so“, schränkt er ein. Und trotzdem wird’s ihm schwer ums Herz. „In solchen Momenten kommt mir unser Wallfahrtslied in den Sinn: Muttergottes von Ast, uns niemals verlass.“

Josef Eiber ist ein gläubiger Mensch, aufgewachsen in einem christlich geprägten Elternhaus, und durch seinen Vater „musikalisch vorbelastet“: Er war Sänger im Aster Kirchenchor, später sogar Chorleiter. „So gingen ich, mein Bruder Alfons und meine Schwester Elfriede bereits mit zehn/elf Jahren mit Vater in die Singstunden.“

 

Der damalige Aster Pfarrer, Johann Raab, „erkannte wahrscheinlich mein Talent“ erinnert sich Eiber. Der Geistliche schickte ihn daraufhin im zarten Alter von 14 Jahren in den Sommerferien nach Kaufbeuren. „Das war schon was Besonderes.“ Dort lebte ein Bekannter von Pfarrer Raab – ein gewisser Herr Hahn –, „der mir die ersten Handgriffe auf einem Harmonium beibrachte“. Das Instrument gibt’s heute noch: Georg Lukas aus Kritzenast hat Josef Eiber damals mit seinem VW Kombi von Kaufbeuren wieder abgeholt – im Gepäck das Harmonium. „Dafür bin ich ihm heute noch dankbar“, sagt Eiber. Auf jenem Harmonium hat er noch einige Jahre geübt, bis der Holzwurm Einzug gehalten hat. „Weggeschmissen hab ich’s trotzdem nicht.“ Heute steht im Wohnzimmer von Familie Eiber eine kleine Studienorgel, auf der Eiber neue Stücke einstudiert oder alte repetiert. „Ich spiele nach Noten“, gesteht der 71-Jährige. Das Risiko, sich im Gottesdienst zu verspielen, will er nicht eingehen. Wenngleich ihm die meisten Stücke mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen sind.

 

Das Notenlesen und das richtige Orgelspielen hat Eiber als Jugendlicher von Willi Schneider, der damals Organist in Waldmünchen war, und vom Aster Organisten Georg Wutz gelernt. „Durch Freude am Singen und Spielen habe ich im Laufe der Jahre noch selber dazugelernt.“ Äußerst schwierige Orgelstücke überlässt Eiber aber lieber Josef Haller und Stephanie Mauerer. Dafür ist er ihnen sehr dankbar. „Ich hab ja nie eine richtige Ausbildung gemacht“, stellt Eiber sein Licht unter den Scheffel. Dabei beherrscht der 71-Jährige „seine Orgel“ quasi im Schlaf. Dutzende Knöpfe und Schalter, schwarze und weiße Tasten auf zwei Ebenen. Und dazu Fußpedale – Josef Eiber weiß ganz genau, wo er drücken oder ziehen muss.

 

Die Orgel ist für ihn ein komplexes musikalisches Wunderwerk aus Pfeifen und Tasten, das so leise wie ein Windhauch, aber auch lauter als ein ganzes Orchester klingen kann. Nicht umsonst werde sie Königin der Instrumente genannt. „Ihr Klang ist einmalig und imposant.“

 

Für den gebürtigen Aster ist es auch nach fast 60 Jahren jedes Mal wieder ein erhebendes Gefühl, auf der Orgel zu spielen: ob bei Beerdigungen, Taufen oder Gottesdiensten. „Ich mache das, weil es mir gefällt“, sagt Eiber. Wenn er Orgel spiele, könne er abschalten und zur Ruhe kommen, eine innerliche Auszeit nehmen. Das war für ihn vor allem zu der Zeit wichtig, als er noch eine Landwirtschaft führte. „Da hat’s des Heu scho mal abgeregnet, weil ich zum Orgelspielen in die Kirche musste“, sagt er und lacht. Die Familie – und dafür ist Eiber sehr dankbar – habe ihm aber immer den Rücken freigehalten, „weil sie wissen, dass s’Orgelspielen mei Leidenschaft ist“.

 

Aber auch nach so vielen Jahren ist Eiber immer noch fasziniert vom einzigartigen Klang des Instruments und dessen Wirkung. Der Platz auf der Empore ist für ihn deshalb ein ganz besonderer. Höhepunkt eines jeden Jahres sei die Karwoche. Den Ton anzustimmen ohne Instrument ist selbst für Könner schwierig. „Ist der einmal abgenommen, gibt es kein Zurück“, verdeutlicht er. Dass heuer an Ostern „seine Orgel“ stumm bleiben musste, war für Eiber nicht leicht. „Ich darf nun Herrn Pfarrer Arnold schon seit 55 Jahren in den Gottesdiensten als Organist und Kantor unterstützen, aber das gab es noch nie. Es fiel uns allen schwer, die heilige Woche und die Auferstehung ohne Orgelmusik und Gesang zu feiern.“

 

Die Lockerungen im Sommer hätten dann Anlass zur Hoffnung gegeben, dass es ein festliches Weihnachten wird. „Leider müssen wir uns nun wieder den Anweisungen beugen“, bedauert Eiber. „Aber wenigstens darf die Orgel erklingen.“ Und so wird Josef Eiber in der Christmette das bekannteste aller Weihnachtslieder alleine intonieren. Oben auf seiner Empore, hinein in die stille, heilige Nacht.

Text und Foto: Bucher