Pfarrer Arnold feiert heute sein 65-jähriges Priesterjubiläum

Vor 65 Jahren ist Pfarrer Raimund Arnold in Regensburg zum Priester geweiht worden. 
Vor 65 Jahren ist Pfarrer Raimund Arnold in Regensburg zum Priester geweiht worden. 

Die Arbeit als Seelsorger ist nicht immer einfach. Manchmal wird da der Weinberg des Herrn zum Steinbruch, sagt Pfarrer Raimund Arnold. Und der knapp 91-Jährige muss es wissen. Er ist seit 65 Jahren Priester. Mit Zuversicht und unerschütterlichem Glauben hat er seinen Auftrag erfüllt. Dabei ist er geblieben, was er von Anfang an sein wollte: einer, der die Sendung Gottes in sich fühlt. Und die Kraft, den Glauben weiterzugeben. Auch oder gerade in schwierigen Zeiten wie diesen.

„Die Corona-Krise hat uns alle vor große Herausforderungen gestellt“, sagt der Geistliche. Sie bedeute einen großen Einschnitt, auch im Glaubensleben. „Das ist für mich als Seelsorger eine der härtesten Zeiten.“ Eine Gemeinschaft lebe von Begegnung. „Wenn persönliche Treffen plötzlich nicht mehr stattfinden, schmerzt das besonders“, sagt Arnold, der 1965 die Pfarrstelle in Ast angetreten hat. Auch mit 91 Jahren managt er seine Pfarrgemeinde mit viel Elan, so wie eh und je. Und das will er, „so lange der liebe Gott mir die Kraft dazu gibt“, auch weiterhin tun.

 

Manche Pfarrmitglieder hat Arnold ein ganzes Glaubensleben lang begleitet. Vor seinen Augen haben Lebenskreise begonnen und sich geschlossen. Es entstanden persönliche Kontakte und Freundschaften, die „wohl den einen oder anderen bei der Kirche halten“. Andererseits macht sich der Priester nichts vor: Die Bedeutung von Kirche und Glaube nimmt allgemein ab. „Kann schon sein, dass mit mir einige gehen.“ Was den Trend, weg von der Kirche bestätigen würde. Deswegen war es ihm nach dem Lockdown wichtig, mit den Gläubigen schnellstmöglich wieder Gottesdienste zu feiern. Auch wenn nur der harte Kern komme. Ob aus Angst oder Bequemlichkeit, das will Arnold nicht beurteilen. „Es gibt wohl solche und solche.“ Denn der Geistliche bemerkt auf der anderen Seite, dass die Menschen gerade jetzt Halt und Orientierung suchen. Ob sie dadurch wieder zum Glauben finden, vermag Arnold nicht zu sagen. „Es reicht ja schon, dass sie wieder zum Nachdenken kommen. Ganz umsonst war das alles sicher nicht.“

 

Der Wunsch, Priester zu werden, sei schon früh in ihm gewachsen – es war keine Entscheidung von jetzt auf gleich; vielmehr ein Prozess. „Ich war familiär vorbelastet“, formuliert Arnold salopp. Außerdem habe er schon immer gern mit Menschen zu tun haben wollen, blickt er auf die Berufswahl zurück. Maßgeblich beeinflusst war diese durch die Zeit in der katholischen Jugend.

 

Dass Ast seine erste und einzige Pfarrstelle ist, sei außergewöhnlich: „Aber Krankheiten haben mich immer wieder ausgebremst.“ Dazu kam die Sanierung von Kirche und Pfarrhof: „Da konnte ich von Ast nicht mehr weg.“ Mittlerweile ist ihm das kleine Pfarrdorf zur Heimat geworden. „Da bin i dahoam.“ Dass er hier auch seinen Ruhestand verbringen darf, muss an „einflussreichen Fürsprechern“ liegen, mutmaßt er. Auch wenn er weiß, dass „mich manche gerne in der Wüste gesehen hätten“.

 

Dass er mit 91 Jahren noch das Wort Gottes verkünden darf, bezeichnet er als Gnade. Dabei verschweigt Arnold nicht, dass die Tätigkeit als Seelsorger zusehends schwieriger wird. Eine Entwicklung, die ihn nachdenklich stimme: Der Verwaltungsaufwand werde immer mehr, „dabei ist doch Seelsorge unser Kerngeschäft“. Junge Leute seien immer weniger bereit, Verantwortung in der Kirche zu übernehmen. Spürbare Resignation, rückläufige Zahlen der Gottesdienstbesucher und zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche erforderten Überzeugungsarbeit. „Man darf die Flinte nicht voreilig ins Korn werfen“, mahnt er. Daher sein Appell: Menschen für den Glauben begeistern. Nur so könne aus einer zu versorgenden eine mitsorgende Pfarrgemeinde werden. In Ast sei das gelungen, dank der vielen engagierten Mitarbeiter. „Wir haben ein Team von etwa 100 Leuten, auf die ich mich verlassen kann.“ In der Kirche wie im Privaten. „Anders ginge es nicht.“ Und anders kann es sich Arnold auch nicht vorstellen: Seine Tage sind strukturiert wie eh und je, „auch wenn im Alter alles ein bisserl länger dauert“: um 6 Uhr aufstehen, Frühgebet, Zeitung lesen. Danach zieht sich Arnold in sein Büro zurück, um Pfarrbrief („mein Hobby“) oder Gottesdienste vorzubereiten. Am Abend feiert er regelmäßig Messen. Und damit der „Gehapparat“ geschmeidig bleibt, darf der tägliche Spaziergang nicht fehlen: Am Tagesablauf – bis aufs Mittagessen versorgt sich der Geistliche selbst – ist weder Alter noch Ruhestand abzulesen. In selbigem befindet sich der Geistliche seit 2014 offiziell. Arnold schmunzelt und gibt freimütig zu, dass es Unruhestand wohl besser treffe. Aber mittlerweile habe er aufgehört, ans Aufhören zu denken. „Damit will ich Pfarrer Häupl entlasten, denn die Pfarrstelle Ast wird definitiv nicht mehr besetzt. Vor allem aber sehe ich meinen Priester-Auftrag als Berufung. Und so lange ich ihn erfüllen kann, erfülle ich ihn auch.“ Ein bisserl Zeit würde er sich aber schon noch wünschen: Immerhin will er bald wieder nach Südtirol, nach Weiden und Ast seine dritte Heimat. 98-mal war er bereits dort. „Jetzt will er die 100 vollmachen“, sagt er und grinst.

 

Stationen

Pfarrer Raimund Arnold wurde am 3. Juli 1929 in Weiden geboren. Aufgewachsen ist er mit fünf Geschwistern in einer religiösen Familie. Zwei seiner Geschwister sind ebenfalls in geistlichen Berufen tätig. Von seinen fünf Geschwistern leben noch vier.

Nach dem Abitur studierte Arnold an der Theologischen Hochschule in Regensburg und wurde 1955 zum Priester geweiht. Seine erste Kaplanstelle führte ihn für acht Wochen nach Neusorg, wo er einen erkrankten Priester vertrat, danach war er drei Jahre in Kirchenthumbach bei Grafenwöhr. Sieben Jahre war er Kaplan in Deggendorf, Sankt Martin. 1965 trat er seine erste und endgültige Pfarrstelle in Ast an. Zum 70. Geburtstag trat der Geistliche in den Ruhestand, bis Ende August 2014 war er Pfarradministrator. Dann wurde die Pfarrei der Pfarreiengemeinschaft Waldmünchen zugeteilt.

 

Glückwünsche aus der Pfarrei

Anna Rubey (89), Untergrafenried: „Alles Gute für Pfarrer Arnold, ich wünsche ihm, dass er gesund bleibt. Ob Kind oder alter Mensch, er ist einfach zu jedem freundlich. Das gefällt mir an ihm besonders.“

 

Gertraud Maier (56), Untergrafenried: „Es ist eine große Gnade, unseren Herrn Pfarrer Arnold zum eisernen Priesterjubiläum gratulieren zu dürfen, er ist einer der wenigen, der dieses 65-jährige Priesterjubiläum bei guter Gesundheit feiern kann. Ich war knapp zwei Jahre alt, als unser Herr Pfarrer als junger Priester in die Pfarrei Ast kam. In der Grundschule gab er Religionsunterricht. Ich höre heute noch seine Frage: ‚Was kam im vergangenen Sonntagsevangelium vor?‘ So hatte er genau einen Überblick, wer den Gottesdienst besucht hatte. Sicher, manchmal half nur noch ein Blick ins Bistumsblatt, um seine Frage zu beantworten. Es sollte ja nicht auffallen, dass man geschwänzt hatte. Damals erteilte unser Pfarrer noch selbst den Kommunionunterricht. Er bereitete uns auch auf die Firmung vor.

Es folgten Trauung und die Taufen unserer Kinder. Vielen Pfarrangehörigen, auch jungen Menschen, musste er das letzte Geleit geben. Es ist schon eine Besonderheit, wenn derselbe Pfarrer Generationen begleitet. Durch das jahrelange Wirken in der Pfarrei Ast ist er viel mehr als nur Seelsorger, er ist auch ein väterlicher Freund.

Ich schätze an Pfarrer Arnold seinen Elan, seinen unermüdlichen Einsatz, seinen Humor und seine Geselligkeit, sein großes Interesse an den Familien in der Pfarrei (er kennt das gesamte Verwandtschaftsverhältnis) und dass er trotz seines Alters keine Angst vor Corona hat. Seit Beginn der Krise setzt er sich unermüdlich für die Weiterführung der Gottesdienste in Ast ein.“

 

Pfarrer Wolfgang Häupl (67), Waldmünchen: „Ich wünsche ihm gute Gesundheit und dass er noch lange schaffen kann, wie er möchte. Ich hoffe, dass er mir noch lange ein treuer Helfer ist und sich wohlfühlt. Ich schätze an Pfarrer Arnold, dass er so unermüdlich arbeitet, so tüchtig ist und wir so gut zusammenarbeiten.“

 

Lissa Laubmeier (55) und Familie, Ast: „Durch Pfarrer Arnold hat unsere Familie die Freude und Liebe zu Südtirol entdeckt. Wir pflegen eine gute Nachbarschaft und freuen uns über jedes Gespräch bei seinen Abendspaziergängen. Wir bewundern seine unbeschreibliche Energie. Er hat sehr viel Humor und Freude an der Natur. Als Kirchenchorleiterin hat er mir die Vorgaben in der Liturgie vermittelt. Seine Gottesdienste und Predigten sind sehr aussagekräftig! Die Kinder-, Alten- und Krankenseelsorge sind ihm sehr wichtig. Trotz seiner 90 Jahre ist Pfarrer Arnold modern, weltoffen und aufgeschlossen. Er hat das Religionspädagogische Team ins Leben gerufen – Kindergottesdienste, Kinderbibeltage in die Hände von Laien gelegt! Sein oberstes Ziel ist, Gott die Ehre zu geben.

Seit Corona beschäftigt ihn die Frage, wie wir die Menschen wieder zurück in die Kirche gewinnen. Lieber Pfarrer Raimund Arnold, unsere Familie wünscht Ihnen Gesundheit, Glück und Gottes reichen Segen und 100-mal Südtirol!“

 

Katharina (8), Lina (10) und Annalena (12) Stautner, Schäferei: „Wir finden es gut, dass Sie noch so fit und überall mit dabei sind. Wir wünschen uns, dass wir Sie noch lange haben!“

 

Text und Foto: Bucher