Pfarrer Wolfgang Häupl - Vor 35 Jahren zum Priester geweiht

Vom Pfarrgarten aus sieht man die Kirche St. Stephan – Pfarrer Häupls Wirkungsstätte.
Vom Pfarrgarten aus sieht man die Kirche St. Stephan – Pfarrer Häupls Wirkungsstätte.

Als Stadtpfarrer ist Wolfgang Häupl für die gesamte Pfarreiengemeinschaft Waldmüchen-Ast zuständig. Er hat insgesamt um die 4 500 Gläubige zu betreuen – circa 3 470 in Waldmünchen, etwa 300 in Herzogau und um die 800 in Ast, das seit 2015 mit St. Stephan eine Pfarreiengemeinschaft bildet. Zudem ist Häupl in den fünf katholischen Vereinen KAB, Kolping, Frauenbund, MMC und KLJB geistlicher Beirat.

 

Meine Seele preist die Größe des Herrn; denn der Mächtige hat Großes an mir getan“. – Seinen Primizspruch aus dem Magnifikat hat Stadtpfarrer Wolfgang Häupl ganz bewusst gewählt. Als Spätberufener – er ist gelernter Schreiner – hatte er auf dem Weg zum Priester so manche Hürde zu meistern. Mehr als einmal habe er ans Aufgeben gedacht. Doch der Pfarrer seiner Heimatpfarrei Tirschenreuth habe ihn immer wieder zum Weitermachen ermutigt. Häupl hielt durch, auch dank Gottes Beistand, davon ist er überzeugt. Am 29. Juni 1985 erreichte er sein Ziel: Bischof Manfred Müller weihte ihn in Regensburg zum Priester.

 

Am kommenden Montag begeht Häupl, seit 2002 Stadtpfarrer in Waldmünchen, sein 35-jähriges Priesterjubiläum. Im kleinen Rahmen, mit einem Gottesdienst um 19 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Stephan. Eine große Feier ist nicht geplant, schließlich sei das 35-Jährige kein richtiges Jubiläum. So wird er diesen Tag wie jeden anderen verbringen: Nach dem Brevier am Morgen mit „Rexi“, seinem 14-jährigen Golden-Retriever-Mischling, spazieren gehen, danach Büroarbeit und wenn noch Zeit bleibt, am Nachmittag wandern.

 

Auch wenn er nicht groß feiern will, hat Häupl doch einen Wunsch: dass möglichst viele Leute um 19 Uhr zum Gottesdienst in die Kirche kommen. „Das wäre schön“. Für circa 70 Personen ist Platz; dass die coronabedingten Abstandsregelungen eingehalten werden, dafür hat Häupl selbst gesorgt, die Abstände in den Kirchenbänken akribisch ausgemessen und die entsprechenden Sitzplätze farblich markiert – Gelb für Einzelpersonen, Blau für Gottesdienstbesucher, die nicht zur Kommunion gehen, und Rosa für Paare/Familien.

 

Glaube geht im Alltag unter

Dass immer weniger Menschen in die Kirche gehen, sei nicht erst seit Corona so. Und auch kein Waldmünchner Phänomen, sondern andernorts ähnlich. Das liegt an der Einstellung der Menschen, vermutet Häupl. Für viele sei der Glaube nicht mehr wichtig, sie könnten auch ohne ihn gut leben: „Das persönliche Bekenntnis zum Glauben ist im Alltag untergegangen“, sagt Häupl. Umso mehr freute er sich, dass zu den ersten Sonntagsgottesdiensten nach den Corona-Lockerungen jeweils über 40 Besucher gekommen seien. Er würde sich wünschen, dass auch wieder Kinder und ihre Eltern die Gottesdienste besuchen. Aufgrund der Lockerungen dürfen Gläubige nun ohne Mund-Nasen-Schutz die Messen mitfeiern. Auch der Empfang der (Hand)Kommunion ist wieder möglich. Für die Einhaltung der Hygienevorschriften ist gesorgt. Inspiriert von einem Gottesdienst im Kölner Dom, den er im Fernsehen mitverfolgte, überlegte sich Häupl ein praktikables Modell für die Austeilung der Kommunion in St. Stephan: eine mobile Stellage mit Plexiglasscheibe. Drei Gestelle aus Metall schenkte ihm die Familie Reitmeier. Eine passende Scheibe hatte Häupl im Keller, wo der gelernte Schreiner noch eine kleine Werkstatt hat.

 

Vom Schreiner zum Pfarrer

Seit 2015, damals kam Ast zur Pfarreiengemeinschaft, hat er aber nicht mehr viel Zeit fürs Handwerken. Dennoch juckt es ihn ab und an doch noch in den Fingern und wenn es nur kleinere Reparaturarbeiten im Pfarrhof sind. Die Entscheidung, den Schreinerberuf an den Nagel zu hängen und Pfarrer zu werden, hat Häupl nie bereut. Das sei damals kein langer Prozess, sondern eine Entscheidung „von heute auf morgen“ gewesen. An seine Zeit als Schreiner erinnert ihn sein Gesellenstück, ein Schreibtisch, den er nach wie vor in Ehren hält. Der Tisch hat ihn bisher an alle Stationen seines seelsorgerischen Wirkens begleitet und steht heute in Häupls Büro. Hier hält sich der Geistliche gerne auf, blickt er doch vom Fenster seines Arbeitszimmers direkt auf die Pfarrkirche St. Stephan.

 

In Waldmünchen fühlt er sich wohl. Das liegt nicht nur an der Natur, sondern auch an den Menschen, seinen Mitarbeitern und Ruhestandspfarrer Raimund Arnold, der ihn in Ast unterstützt. Schon 1986, als Häupl am 7. Januar, genau ein Jahr nach dem Tod von Stadtpfarrer Karl Stern, als Kaplan in die Trenckstadt kam, gefiel es ihm hier. Als er etliche Jahre später – es war um die Jahrtausendwende – noch einmal seinen Einsatzort wechseln wollte, bewarb er sich auf die Stelle in Waldmünchen, der Heimatstadt seiner Haushälterin Christine Urban. Es klappte; 2002 trat er die Nachfolge von Stadtpfarrer Ludwig Bumes an. Seitdem steht Häupls Schreibtisch wieder im Pfarrhof in der Frankstraße – diesmal aber nicht im ersten Stock, wo er als Kaplan wohnte, sondern in seinen Räumen im Erdgeschoss.

 

Vita

Pfarrer Wolfgang Häupl ist am 23. Februar 1953 in Tirschenreuth geboren, wo er mit einer jüngeren Schwester aufwuchs. Nach dem Besuch der Volksschule machte er eine Schreinerlehre. Im Alter von 19 Jahren entschied er sich, Priester zu werden und ging an die Spätberufenenschule Fockenfeld. Nach dem zweiten Jahr in Fockenfeld – er fiel wegen der alten Sprachen Latein und Griechisch durch – entschied sich Häupl für den zweiten Bildungsweg und wechselte an die Spätberufenenschule St. Matthias Waldram in Wolfratshausen. Dort machte er 1979 das Abitur, dann folgte das Priesterseminar in Regensburg. Sein „Freijahr“ verbrachte er in Salzburg.

 

Berufliche Stationen

1980 bis 1984 Theologiestudium in Regensburg

29. Juni 1985 Priesterweihe in Regensburg

1985 Kaplan in Regenstauf

1986 Kaplan in Waldmünchen

1989 Pfarrer in Pullenreuth

2000 Pfarrer in Eschlkam und Warzenried

Seit 2002 Pfarrer in Waldmünchen und Herzogau

2014 Ernennung zum Bischöflich Geistlichen Rat (BGR)

 

Text und Foto: Alexandra Brückl