Heilige Nacht in Oberpfälzer Mundart

Alfons Feiner lässt bei der “Heiligen Nacht” von Ludwig Thoma die Zuhörer eintauchen in eine fremde Welt, die eigentlich nur zum Verzweifeln ist. Er nimmt sie mit auf eine ungewisse Reise, hinaus in eine frostige, scheinbar hoffnungslose Reise, deren Happy End aber die Geburt des Heilands ist.


Es ist der vierte Advent, drei Tage vor der Heiligen Nacht. Die Temperaturen verweisen eher auf das kommende Frühjahr, Weihnachtsstimmung herrscht nur beim Einkaufen. Zur Ruhe kommen, den Advent mit allen Sinnen zu erleben, das schaffte Alfons Feiner, als er in der Pfarrkirche die “Heilige Nacht” von Ludwig Thoma vortrug.

 

Zuhörer in staade Zeit entführt

In einer besinnlichen Stunde spürte man, wie schnell man sich in die staade Zeit hineinversetzen, sie genießen und zur Ruhe kommen kann. Es war mucksmäuschenstill in der Kirche. Das biblische Geschehen mit der Herbergssuche von Josef und Maria vor über 2000 Jahren kennen zwar alle, aber die über 90 Jahre alte Geschichte, die Thoma auf die bayerische Dorfwelt umschrieb und die Feiner im herb-oberpfälzer Dialekt vorlas, fesselte die Zuhörer und man meinte, das Wunder der Heiligen Nacht sei direkt vor der Haustüre geschehen.

 

“Etz Leed, etz lust's amol aaf” begann Alfons Feiner dann die Geschichte vorzulesen. Er erzählte von Josef, der als Zimmermann arbeitete und dem plötzlich ein Schreiben vom Kaiser Augustus ins Haus flatterte und der halt nix anderes als Geld wollte. Und wie alle Leute in Nazareth, regte auch er sich auf, vor allem auch, weil er nach Bethlehem musste, sagte aber dann: “In Gotts Nam, na backma z'am”. Aber auch Maria, die schwanger war, musste mitgehen, weil “d'Weiberleit aa” und es “koi Ausnahm” gibt.

 

“Hiegl affe und Hiegl owe”

“Beim Tagwer'n” meinte Josef: “Z'erscht trink'ma no insern Kaffee”. Sorgenvoll blickte er auf Maria's Schuhe, die “eher fiern Summa han”. “Es gejt Hiegl affe und Hiegl owe” . Zu Mittag machen sie Rast und essen “a Nudl”. Als der reiche Kaufmann Menasse, der vorüberkommt, Maria nicht aufsitzen lässt, obwohl sie schon nicht mehr kann, tröstet die sanfte Maria ihren wütenden Josef. Dunkelheit und “a eiskalter Nebl” zog auf, als ein Handwerksbursch beherzt zugriff und zusammen mit Josef die “heilige Last” durch den Schnee trug. Als Josef und Maria in Bethlehem ankommen, lässt sie keiner ein. Ihre letzte Hoffnung ist ihr Verwandter, “der Josias”, aber der versagt ihnen auch Quartier, weil er Angst hat, dass “da da oin d'Vawandschaft niat ausgangad und dej oin'aom fressad'n”.

 

Die besondere Situation der Nacht

Vielleicht, so der Erzähler weiter, “hat sie aba a Engl zu am alt'n Haus gfier't”, zum Simmerl, der dem Heiligen Paar einen Platz im Stall gab. “Wenn jeda a so waar, sei Haus mochad aaf, dann war's aaf da Welt fei recht schej”. “Es mag net finsta wer'n” sang der Chor, begleitet von der Waldmünchner Saitenmusi und beschrieb die besondere Situation der Nacht. “I denk ma de selbig Nacht is anders als sonst. Koi Zweigerl, koi Ast daad se rian. Es woar a b'sondere Nacht, s'Herz is oin g'hupft und ma woaß niad worum. Es kamat oin fir, als hätt der Himml aafgmacht und ma stand vor da himmlischn Tür”.

 Feiner brachte den Zuhörern das Geschehen der Heiligen Nacht spürbar nahe. Der Kirchenchor Ast, die Waldmünchner Saitenmusi und die Bläsergruppe untermalten die Lesung mit den original geschriebenen Liedern von Ludwig Thoma. “Und geits es in d'Mettn, dann fragt's enk, ob des nix bedeit, dass's Christkind grod Oame g'sehgn ham”, schloss Feiner die Geschichte.

 

Besondere Stunde der Besinnung

 Zum Schluss wurde der Andachtsjodler erst vom Bläserensemble gespielt, dann vom Chor und der Saitenmusi und am Ende von allen Zuhörern gesungen.

 

Pfarrer i. R. Raimund Arnold oblag es, dem Bläserensemble Braun, der Waldmünchner Saitenmusi und Alfons Feiner für seinen Vortrag zu danken. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass diese Stunde der Besinnung dazu beigetragen habe, die Zuhörer Weihnachten und der Geburt Christi ein großes Stück näher gebracht zu haben.

 

Weil der Eintritt an diesem Abend frei war, hatten die Mitwirkenden beschlossen, die Spenden für die Aktion “Bürger helfen Bürgern” und dem “Weißen Ring” zur Verfügung zu stellen. Wer mochte, konnte den besinnlichen Abend noch im Pfarrheim bei einem Glas Glühwein und einer “Nudl” ausklingen lassen.

Text/Fotos:Bucher